Die im Folgenden dargestellten Zustände – nach Elisabeth Kübler-Ross handelt es sich um fünf Stufen – lassen sich in der beschleunigten Phase des Sterbens bei todkranken Patienten beobachten:
- Verweigerung
- Aufbegehren
- Verhandeln
- Depression
- Einwilligung
- Ekstase
Stefan von Jankovich (1920-2002) gelangte bei mehreren Nahtod-Erlebnissen zu tiefen Erkenntnissen über das Sterben, die er in vielen Büchern festhielt. Er fügte den von Elisabeth Kübler-Ross beschriebenen ersten fünf Schritten des Sterbeprozesses einen weiteren hinzu, den er Euphorie nannte.
Gregory Campbell nennt diesen Zustand treffender Ekstase. Ein euphorischer Zustand ist körpergebunden und wird körperlich erlebt. Im Gegensatz zur Euphorie ist Ekstase ein unkörperlicher, geistiger Zustand und wird von Menschen, die Nahtoderfahrungen gehabt haben, als eine vom Körper vollkommen unbelastete Erfahrung beschrieben. Auch Jankovich beschreibt diesen Zustand:
„Gefühl der Befreiung, Feststellung der Schmerzlosigkeit – Erleichterung, Wohlbefinden – Glücksgefühl. Alles ist Schwingung. Wahrnehmung von harmonischen Farben, Formen, Tönen. Evl. Begegnung mit Verstorbenen, Gefühl der Geborgenheit in der Liebe Gottes.“
Kehrt das Körperbewusstsein zurück, beispielsweise nach einer Reanimation, so ist dies in doppelter Hinsicht schmerzhaft: Zum einen wird der physische Schmerz des verletzten Körpers wieder spürbar, zum anderen wird die Rückkehr aus dem ekstatischen Zustand als Verlust erlebt.
Die sogenannten Hexensalben, die bewusstseinsverändernde Drogen enthielten (wie Bilsenkraut, Mohn und Tollkirsche), hatten ähnliche Wirkung wie Fliegenpilze, Psilocybin-Pilze und andere Drogen, die von den Schamanen in Sibirien, Südamerika, Afrika und Australien – neben ihren Trommeln – für ekstatische Reisen verwendet werden.
Der germanische Gott Odin hängte sich an einem Baum auf und verletzte sich mit seinem eigenen Speer. Er geriet in Ekstase und bekam die Weisheit der Runen geschenkt.
Ekstase ist Verbindung mit übermenschlichen Kräften und Öffnung zum Bewusstsein des Nicht-Getrennt-Seins. In dieser Verbindung fällt die Begrenztheit durch Körper und Persönlichkeit ab und das Selbst tritt in Verbindung mit der Urkraft. Einen Sterbenden in diesem Zustand zu erleben, ist ein Segen. Man kann dem nichts hinzufügen außer dem eigenen Bemühen, sich so weit wie möglich durch mitfühlendes Handeln und Innenschau auf diese Öffnung vorzubereiten.
Text nachzulesen: „Gelassenheit, die hohe Kunst des Lebens und des Sterbens“
von Gregory Campbell und Henning Matthaei