
Gregory Campbell hat vor mehr als 30 Jahren die Schwitzhütte nach Europa gebracht.
Seine erste große Ritualerfahrung in dieser Form durfte er bei den Ureinwohnern und amerikanischen Urvätern erleben. In den letzten Jahrzehnten entstand aus den Erfahrungen vieler europäischer Männer eine neue europäische Schwitzhüttentradition. Die Schwitzhütten-Zeremonie vereint auf allen Ebenen Ritual, Symbol, Raum und Natur. Sie ist ein Geschenk des Schöpfers selbst.
Die Schwitzhütte ist die wohl ursprünglichste und am weitesten verbreitete Zeremonie der Indianer. Man findet sie in verschiedenen Formen auf dem ganzen amerikanischen Kontinent. Auch in der keltischen Tradition war die Zeremonie des körperlichen Schwitzens bekannt. Die Schwitzhütte symbolisiert den Schoß von Mutter Erde oder/und den schwangeren Bauch der Frau sowie die Beziehungen des Menschen zu den anderen Teilen der Schöpfung, die auf verschiedene Weise durch die Schwitzhütte repräsentiert sind. Die Beziehung zur Schöpfung wird bei jedem Betreten oder Verlassen des relativ kleinen, mit Decken und Planen bedeckten Weidengestells – einer igluförmigen Weidenhütte – bekräftigt, indem man ausspricht: „Für alle meine Verwandten!“.
Verwandtschaft ist also die Beziehung zur Schöpfung. Die Wärme, Enge und Feuchtigkeit sowie das Thema, der Anlass, aus dem bzw. die Absicht, mit der man die Hütte betreten hat, stärken die Schöpfungs- und Transformationskraft und lassen Erlebnisse von Mutterschoß, Geburt, Tod, Auferstehung, Einheit und Verbundenheit mit dem Kosmos entstehen. Dies geht mit der Aufgabe des verstandesgebundenen Ich einher, wodurch sich alte Verstandesstrukturen auflösen können und Platz für neue Erfahrungen entsteht.
Erfahrungen nämlich von Verbundenheit und Verwandtschaft mit den anderen Menschen, der Natur und dem gesamten Kosmos. Dabei verschwinden Ängste, Sorgen, Streitereien und Probleme, während mögliche Lösungen sichtbar werden. In der Schwitzhütte kann man sich ausweinen, Rat holen, füreinander beten, miteinander singen. Alles wird mit den anderen im Schwitzhüttenkreis geteilt. So hat dieses Ritual eine unglaublich reinigende Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Sie ist mit einer Beichte zu vergleichen, einer Öffnung des Herzens für die Schöpfung.
Die zur Schwitzhüttenzeremonie gehörigen Räume sind „Heilige Kreise“: Zeremonienkreis, Feuerkreis, Schwitzhütten-Ritualkreis (der Männer und Frauen), Altarkreis, das Firmament und der Erdkreis.
DURCH DEN RITUS HAT DER MENSCH DIE MÖGLICHKEIT,
ÜBER DIE SYMBOLE ZU EINEM TIEFEREN VERSTÄNDNIS DER MYTHEN ZU GELANGEN.