Liebe Freunde

Initiation ist oder sollte der Hintergrund sein für alles, was wir während unseres ganzen Lebens tun. Wir wachsen und verändern uns ständig. Deshalb ist es notwendig, stets das Wachstum und die Veränderungen zu beobachten und sie mit Zeremonien und Ritualen in das gegenwärtige Alltägliche als ein Neues, Anfängliches, Kindliches, erfrischend Transzendentes, von Gott und Schöpfung Gegebenes feierlich aufzunehmen und einzubinden. In beinahe Allem, was mit Vergänglichkeit und Wandlung zu tun hat, schneidet unsere Gesellschaft sehr, sehr schlecht ab. Doch was auch immer geschieht, wenn ich in Europa bin, werden alle dazu neigen, in die Richtung der Erforschung von Initiation einzumünden.

Wer Stillstand möchte oder Veränderung verhindert, verbindet sich nur allzu schnell mit Unreife und negativer Abhängigkeit. Das ist Nahrung für das konditionierte Ego. Das schon Vergangene wie Verbrauchte im Alten brauchst du nicht erkunden. Das Neue ist zu bestaunen, zu erhören, zu begreifen – aufzugreifen, umzusetzen, handelnd zu erobern!

In meinem jetzigen Lebensstadium bin ich am meisten mit meinem Tod und meiner Geburt hinein in die Ewigkeit beschäftigt. (Initiation ist auf eine gewisse Art immer ein Tod, auf den eine Geburt folgt!)

Natürlich bin ich immer bereit, jede Gelegenheit der Einweihung je nach Lebensbereich mit zu erkunden.

Damit bin ich nicht allein. Gott sei Dank sind über die Jahre aus unserer Männer- und Mentorenarbeit noch einige andere Männer hervorgetreten und herangereift, die weiterhin dazu bereit sind, eine praktische, aktive Erforschung der Initiation zu ihrer Kernaufgabe und ihrem Lebensinhalt zu erheben.

Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, gehören Kloster und Markplatz vereint. Das ganze Leben
ist eine Meditation, eine Wallfahrt, eine spirituelle Praxis. Wir alle sind Mystiker, wir alle tragen in uns das Licht der vollkommenen Auslöschung.

Es stellte sich heraus, dass unsere Männerarbeit (zusammen mit jeder Form von Initiation) die zentralste und wichtigste menschliche Selbstheilungsarbeit geworden ist, die es gibt. Das einzige Problem ist, dass kaum einer in unserer Gesellschaft bewusst initiiert wurde. Das ist die Form, die die Apokalypse für uns annimmt – entsetzliche Ignoranz und Gleichgültigkeit.

Der Verlust der Väter, die Verwahrlosung der Väterlichkeit, das erloschene Feuer in den Augen der meisten Männer zeigen uns das Versagen auf, nicht in einer Erwachsenenwelt von initiierter, reifer Männlichkeit zu leben. Die Männer verstehen und begreifen ihr Leben nicht als ein Ritual des Übergangs zum Erwachsenwerden. Mit anderen Worten: Wie fast alle Männer in diesen schrecklichen, tragischen Zeiten leben und sterben auch die Väter in „eingesperrter Adoleszenz“.