Mir erscheint, dass in einer von Krisen erfüllten Zeit wie der jetzigen ein verantwortungsvoller Dichter eine Arbeit und ein Werk anbieten sollte, das sowohl visionär als auch praktisch ist. Dies war gewiss mein glühendster Wunsch bei dieser Arbeit und Sammlung von Texten.
Doch muss ich gestehen, dass ich mit einigem Widerstreben dieses Büchlein „Hymne des Herzens“ mit meiner Poesie den Menschen deutscher Muttersprache in Europa anbiete.
Ich war nicht wenig beeindruckt und ebenso inspiriert von der großen Dringlichkeit und atemberaubenden Schönheit der Schriften derjenigen deutschsprachigen Dichter, die mit ihrer Dichtung der Menschheit als Ganzes gedient haben. Um nur einige wenige zu nennen, möchte ich hier an Wolfram von Eschenbach erinnern, Autor des „Parzival“, eines Werkes, dessen Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte nur zugenommen hat. In erstaunlicher Weise seiner Zeit voraus, wandte sich der Dichter von der ehebrecherischen Tradition höfischer Liebe ab, um stattdessen die Liebesheirat und eine zuverlässige Form wirklicher Zuneigung zwischen Mann und Frau zu feiern.
Ich denke auch an Paul Fleming, der im 17. Jahrhundert Gedichte von einer solchen Gottessehnsucht und leidenschaftlichen Tiefe schrieb, dass wir kaum imstande sind, sie vollständig zu verstehen. Ich denke an Goethe, dessen „Faust“ sehr deutlich das volle moralische Versagen unserer Zivilisation aufzeigt. Ich teile mit Hölderlin jene Schizophrenie der Zerrissenheit, die Teil des Preises ist, den jeder zu zahlen hat im Ringen um einen spirituellen Pfad. Einen Pfad, der Jesus mit Dionysos vereint.
Ich lächle mit Christian Morgenstern und seinen so schönen Schöpfungen wie: „Herr von Korff“, „Palmström“, „Nasobem“; und ich preise und lobe Rilke, den Dichterpropheten, der noch nicht die ihm gebührende Anerkennung erhalten hat. Ich betrauere den frühzeitigen Tod sowohl von Georg Trakl als auch den vollständigen Wahnsinn unserer Kultur, und Stadler wegen seiner niederschmetternden Schau in das Leidenspotenzial der Menschheit.
Doch die Frage, ob meine Schriften den Menschen deutscher Muttersprache in Europa dienlich sein
können – kann nur von ihnen selbst beantwortet werden.
Aus sehr gutem Grund gehört es zu den Gepflogenheiten eines Autors, all jenen zu danken, die bei dem Entstehen eines Buches mitgeholfen haben. Zwei meiner Freunde, die sehr zentral an der Arbeit an diesem Buch gewirkt hatten, möchten nicht genannt werden, und dieser Bitte muss ich nachkommen.
Deshalb möchte ich meinen herzlichen Dank gegenüber all meinen Freunden hier zum Ausdruck bringen, ohne deren warme Liebe dieses Buch nicht hätte entstehen können. So kehrt Liebe immer zum Liebenden zurück. Und so gebe ich dieses Buch mit seinen Texten, Schriften und Anmerkungen in deine Hände…
„Möge diese Arbeit allen fühlenden Wesen dienlich sein.“
Gregory, Zentraleuropa, Frühling 1990.