Ein hilfreiches Orientierungsschema ist das Drama-Dreieck, entwickelt von Dr. Steven Karpman. Es betrachtet die Rollen, die wir im alltäglichen Leben spielen. Zu jedem Drama gehören genau drei Rollen, die aber auch schon von zwei Menschen (in wechselnder Besetzung) gespielt werden können: das Opfer, der Angreifer und der Retter. In diesen Rollen erzeugen wir endlose Konflikte und die ständige Wiederholung von Dramen.
Das Opfer braucht jemanden zu seiner Rettung. Die Grundhaltung ist: Ich bin nicht OK, du bist OK. Es übernimmt nicht die Verantwortung für seine eigenen Bedürfnisse. Es glaubt, die Situation nicht aus eigener Kraft ändern zu können. Das Opfer sagt (meist indirekt): „Ich schaffe es nicht allein, komm und hilf mir.“
Der Retter liebt es, Opfern zu helfen. Seine Grundhaltung ist: Ich bin OK, du bist nicht OK. Um diese Haltung aufrecht zu erhalten, braucht er das gute Gefühl, anderen helfen zu können. Sonst müsste er sich mit seinen eigenen Zweifeln, seiner Unsicherheit und seiner Scham auseinandersetzen. Der Retter sagt: „Ich kann dir helfen! Meine Bedürfnisse tun nichts zur Sache.“
Der Angreifer verfolgt alle, die es sich gefallen lassen. Auch seine Grundhaltung ist:
Ich bin OK, du bist nicht OK. Er erhält sie aufrecht, indem er andere einschüchtert und heruntermacht – indem er zeigt, dass er besser ist. Nur so hält er seine Gefühle der Bedürftigkeit und Minderwertigkeit, seine Scham und seinen Selbstzweifel in Schach. Der Angreifer sagt: „Wenn ich meine Bedürfnisse nicht befriedigt bekomme, dann du schon lange nicht.“
Ein Retter macht immer ein oder mehrere der folgenden Angebote:
- er bietet Hilfe an, die nicht gewollt ist;
- er bietet Hilfe an, nach der nicht gefragt wurde;
- er bietet Hilfe an in einer unerwünschten Weise;
- er bietet Hilfe an, obwohl er eigentlich gar nicht helfen will.
Wie kommt man aus dem Drama heraus?
- Gefühle ausdrücken (z.B. Wut, Frustration/Ärger, Trauer, Angst);
- Entscheidungen treffen („Ja“ oder „Nein“ sagen)
- Bedürfnisse ausdrücken („ich brauche…“)
- den eigenen Schatten erforschen (was hat mich früher so wütend, ängstlich, traurig gemacht?)