Beziehungsintimität

Wenn der Menstruationszyklus einer jungen Frau beginnt, wird sie physisch und psychologisch ganz lebhaft alle 28 Tage für die längste Zeit ihres Erwachsenenlebens daran erinnert, dass sie kein Kind mehr ist. Junge Männer haben keinen solchen intimen Erinnerer bzw. Erzieher. Sofern diesen jungen Männern nicht die nur selten gegebene Möglichkeit zuteil wird, an einem tief greifenden paradigmenwechselnden Übergangsritus teilzunehmen, bleiben sie oft auf tragische Weise ihr sogenanntes „Erwachsenen-Leben“ hindurch in eingesperrter Adoleszenz verhaftet. Diese pandemisch psychologische Krankheit kennt man auch als „Peter-Pan-Syndrom“. Die Folgen des unterbrochenen männlichen Wachstums sind das sich stetig fortsetzende Chaos, die Konfusion und die Katastrophen, die wir jeden Tag um uns herum und in der ganzen Welt beobachten.

Für eine unverheiratete Frau ist es oft unkompliziert, in die Unendlichkeit einzutreten. Für einen unverheirateten Mann ist es jedoch oft schwierig. Alle Aborigine-Völker hatten aus einem tieferen Grund Initiationen für ihre Jungen. Solche Übergangsriten – zur Initiation (Einweihung, Einweisung, Übergang, Überbrückung) und Selbsterforschung – sollten durch wahrhaft erwachsene, reife Männer geleitet werden. Durch Männer, die bewusst und mitfühlend genug sind, andere als Mentoren zu begleiten.

Sollte einer von uns sich wünschen, in die Unendlichkeit einzutreten, müssen wir bewusste Beziehungsfertigkeiten auf beständige Weise leben lernen. Viele Frauen neigen auf natürliche Weise dazu, diese Fertigkeit intuitiv zu begreifen. Der Kern oder die notwendigste Beziehungsfertigkeit ist die aktive Liebe oder bewusstes Mitgefühl.

In einer Partnerschaft, die sich durch Liebe und nachhaltigen guten Willen auszeichnet, ist es ein bedeutender Moment, wenn das Paar bemerkt, dass sein beständiger Wunsch einfach der ist, den anderen zu erfreuen. Frauen neigen dazu, diese Verwirklichung leichter als Männer zu erreichen.

Um sicherzugehen, dass eine Partnerschaft von nachhaltigem guten Willen geprägt ist, ist es für ein Paar notwendig, sein tägliches Leben bewusst, ja rituell als seinen unvermeidlichen Praxispfad zu umarmen. Im Buddhismus nennt man das den „Bodhisattva-Pfad“ in der Partnerschaft leben.

Glücklicherweise wurde der Inhalt dieses Pfades täglicher Lebenspraxis über viele Jahrhunderte hindurch von den Mystikern der verschiedenen spirituellen Traditionen unserer Welt aufbereitet, vorbereitet und beschrieben. Wir müssen die schwierige Arbeit tun, die psychologischen Aspekte dieser Praxis allgemein bewusst zu machen.

Jeder positive, von ehrlichen, verantwortungsbewussten und reifen Mentoren begleitete Initiationsprozess wandelt schlussendlich das narzisstische sowie egozentrische, ichbezogene Lebensstadium in eine Beziehungsintimität mit sich und anderen um. Auf dass wir lebenstauglich und menschlich werden. Das Ich und die ichbezogenen Gruppen müssen aus dem Dilemma der Abhängigkeit befreit werden. Initiation ist eine geistig, seelische Veränderung hin zu seinem wahren Selbst, zu seinem geistigen und alleinigen Ich. Dieses „Alleinstehende-Ich“ vermag zu lieben, alles und jeden! Das andere Ich bleibt gefangen und befangen im materiellen Geist. In einer Unreife, die sich nicht aus der Gemeinschaft wagt, um sich zu erheben und zu Gott aufzufahren.